Leidinger, Hannes (Autor)

Die BeDeutung der SelbstAuslöschung

Aspekte der Suizidproblematik in Österreich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Zweiten Republik

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Beschreibung

"Jedes Jahr sterben in Österreich ca. 2.000 Menschen an Selbstmord, fast 6 Menschen pro Tag. Zum Vergleich: die Zahl der Verkehrstoten beträgt ca. 1.500 pro Jahr. Trotzdem spricht man von ihnen mehr als von den Suizidtoten. [...] Der Umgang mit dem Thema ist schwierig. Wir Historiker bilden dabei keine Ausnahme. Seit 1945 wurde in Österreich keine historische Arbeit zum Thema publiziert."
Seit diesem Befund des Sozialhistorikers Norbert Ortmayr aus dem Jahr 1990 hat sich wenig verändert. Die Geschichtswissenschaft konnte bislang nur mit einigen unveröffentlichten Hochschulschriften aufwarten, obwohl sich für eine historische Betrachtung der Problematik genug Ansatzpunkte bieten: Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in der Donaumonarchie wichtige Studien zur "Lebensverneinung". Thomas G. Masaryk, Sigmund Freud und Alfred Adler nahmen sich etwa des Themas an. Durch die Werke zahlreicher Schriftsteller und die Suizide von Ludwig Boltzmann, Otto Weininger oder Richard Gerstl erschien das Wien des "Fin de Siècle" darüber hinaus geradezu als Sinnbild "lebensmüder Intellektualität". Hinter diesem durchaus fragwürdigen Klischee, das die Tragödie des Kronprinzen Rudolf in Mayerling noch verstärkte, verbargen sich indes die anonymen Fälle. Hier ließ Österreich mit erschreckenden Statistiken aufhorchen: Unter den Ländern, die Suizidzahlen veröffentlichten, gehörte vor allem die Alpenrepublik über weite Strecken des 20. Jahrhunderts zu den Staaten mit der höchsten Selbstmordrate.
Das vorliegende Buch bietet nun einen ersten Überblick zu diesen Schattenseiten der österreichischen Geschichte. Behandelt wird vor allem der Zeitraum ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich im Habsburgerreich rechtlich, aber auch durch eine verbesserte Datenerfassung die Wahrnehmung der "Lebensmüdigkeit" änderte. Neben Theorien, Begriffsdefinitionen, Vorbedingungen, Erhebungsmethoden und dem Aussagewert von Statistiken geht es unter anderem um Vergleiche zwischen den Kron- beziehungsweise Bundesländern der Donaumonarchie und der Alpenrepublik sowie um den Versuch, die österreichischen Verhältnisse bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem internationalen Kontext zu bewerten. Religiöse, wissenschaftliche, künstlerische, politische und ideologische Diskurse sowie weltanschauliche oder sozioökonomische Einflussfaktoren und eine gesellschaftliche "Realität" des Selbstmords werden schließlich am Beispiel unterschiedlicher Epochen und bestimmter Bevölkerungs- oder "Risikogruppen" ausführlich untersucht.
Heterogenität und Widersprüchlichkeit der Fragestellungen rieten überdies zu einer "Geschichte ohne Zentrum", zu Themenvielfalt und multiperspektivischen Annäherungen. Die Gliederung der Studie entspricht dabei der "Beschaffenheit" des Quellenmaterials, das der Verfasser möglichst vollständig zu erfassen versuchte und selbst bei allfälliger Lückenhaftigkeit Schwerpunktsetzungen und Thesenbildungen ermöglichte.

Produktdetails

ISBN/GTIN 978-3-7065-5702-3
Seitenzahl 558 S.
Kopierschutz mit Wasserzeichen
Dateigröße 2985 Kbytes

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